Vom 18. bis 21. Juni 2021 kamen für unseren Jugendgipfel 30 Jugendliche aus unserem mach Grün! Netzwerk – aus Baden-Württemberg, Berlin und Nordrhein-Westfalen – in der Hauptstadt zusammen, um sich mit der nachhaltigeren Berufswelt und dem Handwerk zu beschäftigen. Es ging um: Nachhaltiges Leben, Digitalisierung, Klimaschutz und gesellschaftliche Verantwortung, stets mit dem Blick auf Handwerksberufe – und darum, vieles konkret auszuprobieren. Als ehemalige Teilnehmer*innen eines mach Grün-Camps konnten sich die Jugendlichen bei unserem Gipfel über ihr Wissen und ihre Erfahrungen aus den Camps mit anderen Jugendlichen austauschen und mehr über unsere Camps in ganz Deutschland erfahren. Sie lernten neue Ideen, Sichtweisen und Umsetzungsmöglichkeiten kennen und entwickelten gemeinsam frische Ideen für eine nachhaltigere Zukunft.
Mitten in Berlin-Kreuzberg in der Alten Feuerwache haben die Jugendlichen während der vier Tage viel Neues entdeckt und diskutiert, gekocht, gewerkelt, geschauspielert und jede Menge Spaß gehabt. Zum Einstieg gab’s mehrere Interviewsequenzen, warum Menschen Nachhaltigkeit in ihrem Job wichtig ist und wie unterschiedlich eine nachhaltige Transformation in der Arbeit umgesetzt werden kann. Die Interviews wurden von Pia, Mitglied in unserem Jugendbeirat, geführt und zusammengeschnitten. Danach gab es einen Austausch darüber, welche Erinnerungen die Teilnehmenden aus ihren vergangenen Camps mitgebracht haben und was sie sich für die Zeit auf dem Gipfel erhoffen. Es wurde erzählt, diskutiert, gelacht und neue Kontakte wurden geknüpft.
SAMSTAG
Bei uns wird Praxis ganz großgeschrieben! Deshalb trafen wir Menschen, die uns ihre guten Ideen vorstellten, wie wir alle nachhaltiger leben und arbeiten können. Los ging es damit bereits am Samstagvormittag. In Mini-Workshops, die von Praxis-Akteur*innen geleitet wurden, konnten die Teilnehmenden gute Ideen für grüne Handwerksberufe und eine nachhaltige Welt entdecken. Dafür standen ihnen zwei von vier Workshops zu folgenden Themen zur Auswahl: „Klimakrise verhindern – verschiedene Ansätze“, „Sonnenenergie und die solare Berufswelt“, „Nachhaltiges Bauen“ sowie das Thema „Faire Kleidung“. Hier wurde gemeinsam diskutiert, wie die Jugendlichen im Alltag aktiv für den Klimaschutz werden können, sie lernten Berufe der Erneuerbaren Energien kennen und wie eine Solaranlage funktioniert, experimentierten mit verschiedenen Baustoffen und tauschten sich über Nachhaltigkeit im Bau und den Berufen darin aus.
Nachmittags entdeckte die Gruppe in einer Stadtrallye die Nachhaltigkeit in der Stadt und wie diese Wirklichkeit wird. So ging es nach dem Mittagsessen auf Exkursionen zu grünen Ideen der Stadt. Auf der Stadttour „Nahrungsmittel und Food Waste“ besuchten die Jugendlichen das Isla Coffee Berlin in Neukölln. Das Zero Waste Café mit speziellem Nachhaltigkeitskonzept vermeidet unnötiges Verpackungsmaterial, minimiert Lebensmittelabfall und achtet auf eine sinnvolle Lieferkette und Lebensmittel aus ökologischem Anbau. Von Peter Duran, einer der Geschäftsführer, und der Köchin Sophia Hoffmann, erfuhren die Jugendlichen, wie das Café gemäß des Kreislaufansatzes arbeitet: übriggebliebener Milchschaum wird wiederverwendet, Nahrungsmittel werden fast komplett für die Herstellung von Gerichten genutzt. Außerdem lernte die Gruppe, wie sie zu Hause Brot- oder Obstreste verwerten kann. Besonders spannend fanden die Jugendlichen die Nutzung des Kaffeesatzes vom Café für die Herstellung ihrer eigenen Tassen oder die Wiederverwertung für die Aufzucht von Austernpilzen.
Die Stadttour „Mobilität und Wasser“ führte die Jugendlichen zu Velogut, einem Fachgeschäft für Lastenräder. Im Hinterhof des Geschäfts probierten die Teilnehmenden mutig und interessiert verschiedene Modelle von Lastenrädern aus. Denn für viele ist das Steuern von Lastenrädern zunächst etwas ungewohnt. Sven Ladhavi von Velogut erklärte die Unterschiede der verschiedenen Modelle mit all ihren Facetten und was es beim Fahren zu berücksichtigen gibt. Das Interesse der Jugendlichen an den Lastenrädern war groß. Im Anschluss besuchte die Gruppe die Roof Water-Farm. Diese erprobt und visioniert dezentrale Abwasseraufbereitung und -nutzung in Gebäuden und Siedlungsräumen zusammen mit Pflanzen- und Fischproduktion in Gewächshäusern auf den Dächern der Stadt. Die Jugendlichen erhielten von Andreas Horn, der dort bis vor kurzem ein Forschungsprojekt mitbetreute, zunächst einen Überblick über das Gesamtprojekt sowie die verschiedenen Untersuchungsprojekte. Im Gewächshaus schaute sich die Gruppe dann ganz konkret an, wie die Pflanzen mit dem vor Ort aufbereiteten Abwasser, dem sogenanntem Grauwasser, mit Nährstoffen und Wasser versorgt werden.
Auf dem Programm der Stadttour „Bau, SHK und Kleidung“ standen ebenso zwei Ziele. In den Weiterbildungs-Werkstätten im Kompetenzzentrum der Innung SHK lernten die Jugendlichen von Cornelia Sattrup, wie Nachhaltigkeit in den Berufen des Sanitär-, Heizungs- und Klimabereichs umgesetzt werden kann. Hierbei ging es beispielsweise um energiesparende Heizungen und um nutzerfreundliche Armaturen auch für körperlich weniger fitte Menschen. Im Dachgeschoss des Gebäudes erkundeten sie unter Anleitung von Malte Schmidthals vom IZT u.a. Anlagen zur Nutzung von Sonnenwärme für Heizung und Warmwasser. Bei Handgewebt, einem Textilatelier für handgewebte Produkte, ging es insbesondere um die Wertschätzung von Kleidung. Hier diskutierten die Jugendlichen mit Dagmar Rehse über den Verzicht auf Billigprodukte, faire Entlohnung, Kinderarbeit und ökologischen Anbau sowie einen hohen Standard beim Arbeitsschutz. Außerdem konnten die Jugendlichen bei praktischen Übungen ihr Geschick erproben. Im Anschluss erhielten sie noch einen konkreten Einblick in die Arbeit der Weberei.
SONNTAG
Der Sonntag stand ganz im Fokus der vier Praxis-Workshops. Hier entdeckten die Jugendlichen eigene Interessen und Fähigkeiten und tauchten ein in die Welt des Handwerks und welche Gestaltungsmöglichkeiten diese bietet. Unter fachlicher Anleitung von Dozent*innen aus der Praxis vertieften sich die Jugendlichen einen Tag lang mit einem Thema, durften selbst werkeln und tüfteln sowie eigene Ideen entwickeln.
Im Kochworkshop lernten die Jugendlichen von einem ausgebildeten Koch wichtige Basics zu Nahrungsmitteln und gesunder Ernährung. Gemeinsam bereiteten sie für die gesamte Gruppe selbstgemachte Burger zum Abendessen vor. Im Workshop zum Textil-Upcycling entdeckte die zweite Gruppe zunächst gemeinsam, welche Materialien sich für Upcycling eignen. Dieses Wissen aufgreifend zauberten die Jugendlichen aus ungebrauchten Textilien neue Accessoires. Im Holz-Workshop tauschten sich die Teilnehmenden zu Ideen für eine nachhaltige Stadt aus. Anhand einer Straßenbank verwirklichten sie die Ideen im Kleinen. Hierfür wurde tüchtig getüftelt, gesägt und gehämmert. Im Workshop Nachhaltigkeit verkörpern erprobten die Teilnehmenden, wie sie eine nachhaltige Haltung nach außen transportieren und die damit verbundenen Emotionen sichtbar machen können.
MONTAG
Zum Abschluss des Jugendgipfels präsentierten die Jugendlichen ihre Workshop-Ergebnissen vor dem Brandenburger Tor für mehr Nachhaltigkeit in der Arbeitswelt. In der Ideen-Show „Bausteine einer grüneren Welt“ zeigten sie auf, was es dafür braucht und stellten ihre konkreten Ideen und Forderungen vor. Ein gelungener Abschluss für einen großartigen Jugendgipfel.
Wir danken allen Praxispartner*innen und Werkstatt-Dozent*innen für ihr Engagement und die tolle Unterstützung!
Die Ideen aus dem Camp
Unternehmen, Organisationen oder Kommunen stellen bei mach Grün! reale Nachhaltigkeits-Fragestellungen aus ihrer Praxis. Jugendliche aus den Camps entwickeln zu einer solchen Praxis-Challenge ihre eigenen Ideen und setzen diese um.