Lehm, Stroh, Holz und Steine – gut gebaut ist halb gebacken! Einen Lehmbackofen mit Überdachung für das Naturfreundehaus Käte Strobel bei Lieberhausen zu bauen – das ist eine Herausforderung! Für die Handwerke, die mit Bau, Innenausbau oder ökologischem Sanieren zu tun haben, ist es die Gelegenheit, ihre grüne Seite zu zeigen und spannende Ausbildungsberufe vorzustellen. Sind wir mit unseren natürlichen Baumaterialien auf einem praktikablen Weg zum nachhaltigen Bauen? Wie lässt sich beim Bau der CO2-Ausstoß verringern und vorhandene Ressourcen schonen?
Das von Wiesen und Wäldern umgebene ‚Naturfreundehaus Käte Strobel‘, ist Unterkunft, Auftraggeber und Baustelle für das Camp zugleich. Auf dem weitläufigen Gelände soll für die erholungsbedürftigen Familien und für Besuchergruppen ein sogenannter „Backes“ mit Überdachung entstehen. Dieser Lehmbackofen soll den Gästen als besonderes Ferienerlebnis ermöglichen, Pizza, Brot, Brötchen, Flammkuchen und Aufläufe stromlos zuzubereiten und an Ort und Stelle verzehren zu können.
Dafür verarbeitete die eine Gruppe der Jugendlichen ausschließlich Naturmaterialien, wie Lehm, Stroh und Sand, sowie Tonbausteine und Schamott und baute unter der Anleitung des Ofenbauers Stefan Theis einen Lehmbackofen mit Kamin und eiserner Ofentür. Alles, vom Fundament über den Tisch bis zum Ofen, wurde am Ende mit Lehm verputzt.
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Die Teilnehmenden formen Lehmkugeln für den Lehmofen © VSB gGmbH
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Lehmofen wird noch verputzt © VSB gGmbH
Zeitgleich maß, sägte und schraubt die zweite Gruppe der Teilnehmenden zusammen mit Michael Thielen von VSB gGmbH und Mario Klein an einem Holzständerwerk aus Fichtenholz. Mit vereinten Kräften wurde es über dem Lehmbackofen aufgestellt. Zum Schluss „flogen“ die mühsam heran geschleppten Tondachziegeln von Hand zu Hand und dann aufs Dach.
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Jugendliche sägen Balken für die Überdachung © VSB gGmbH
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Jugendliche stellen Ständerwerk auf © VSB gGmbH
Unser Bauwerk beeindruckte den Hausleiter vom Naturfreundehaus schwer und fand auch beim Malermeister Stranzenbach große Anerkennung. Zweiterer ist spezialisiert auf Innenputz aus Lehm und auf Lehmfarbe für Innenräume. Um uns für sein Handwerk zu begeistern, half er uns, eine komplette Wand im Look unserer mach Grün!-Visitenkarte zu bepinseln. Sieht super aus und die Gäste erfahren: „mach Grün! was here“.
Auf der ersten Exkursion wurde Flasche Hausbau besichtigt bzw. deren Abbundanlage. Dort fertigen Zimmerer und Schreiner Holzfertighäuser vor, die dann – die Gruppe konnte es auf einem Zeitraffer-Video mitverfolgen – auf einer Baustelle innerhalb von drei Tagen aufgebaut werden. Zimmerer live bei ihrer schweren, aber total fachmännischen Arbeit zu erleben, ließ bei manchen einen Ausbildungswunsch entstehen, weil sie auch mal so cool aussehen wollen mit schwarzer Breitcordhose und so.
Die zweite Exkursion führte die Gruppe zur Tischlerei Döpper, die ganz klassisch Fenster, Türen, Treppen, Geländer einbaut, aber auch spezielle Holzkindermöbel anfertigt. Interessant ist hier vor allem der Umstieg vom rein Handwerklichen aufs Digitale, damit viel größere Stückzahlen mit hoher Präzision erreicht werden. So waren die für die Jugendlichen bereitliegenden Holzbrettchen vom Roboter maßgetreu gesägt worden, damit die Camp-Gruppe mit Schleifpapier, Akku-Schrauber und Hämmern Nistkästen bauen konnte. Geschenke fürs Naturfreundehaus und für zu Hause.
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Teilnehmende beim Nistkasten-Bau © VSB gGmbH
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Maßarbeit beim Nistkasten-Bau © VSB gGmbH
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Die Jugendlichen mit ihren selbstgebauten Nistkästen © VSB gGmbH
Ein Lagerfeuergespräch darf nicht fehlen und es kam Besuch von den Expert*innen von Bergisch Massiv. Die Gruppe spielte ein großes Holzsorten-Ratespiel, das die Schreinermeisterin Weiche gebaut hat. Sie tischlert in ihrem Familienbetrieb fast ausschließlich Maßanfertigungen aus Holz für Privatkund*innen. Auch sie ist offen für die technischen und digitalen Innovationen in ihrem Handwerk. Für das Design von Möbeln, Accessoires und anderem aus heimischem Laubholz ist Produktdesigner Vosding zuständig, dessen Studium und Beruf ebenfalls auf Interesse unter den Jugendlichen stößt.
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Holzsorten erraten beim Lagerfeuergespräch © VSB gGmbH
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Die Gruppe beim Linedance am Abend © VSB gGmbH
Wir danken allen Praxispartner*innen für ihr Engagement und die tolle Unterstützung!
Die Ideen aus dem Camp
Unternehmen, Organisationen oder Kommunen stellen bei mach Grün! reale Nachhaltigkeits-Fragestellungen aus ihrer Praxis. Jugendliche aus den Camps entwickeln zu einer solchen Praxis-Challenge ihre eigenen Ideen und setzen diese um.