Wenn sauberes Wasser aus der Leitung und grüner Strom aus der Steckdose kommen sollen, müssen viele Menschen ihren Job machen. Wer lässt eigentlich das Wasser laufen und wer nutzt seine Kräfte zur Energiegewinnung an der Aggertalsperre?
Die Talsperrenwälder sind wie alle Fichtenbestände in der Region am Absterben, die Luft-, Boden-, Grundwasserqualität sowie das Mikroklima sind in Gefahr. So sind nicht nur die Gewinnung „Erneuerbarer Energien“, das „Greening der Berufe“ und die Ausbildungsmöglichkeiten in der Wasser- und Energiewirtschaft unser Thema, sondern wir haben auch eine Aufgabe: Die Aufforstung einer Schadfläche, um quasi einen kleinen Teil der Welt zu retten.
Mitten in der Landschaft aus Wiesen, abgestorbenen Wäldern und feuchten Tälern steht das Naturfreundehaus und Familienferienzentrum Käte Strobel, unsere Unterkunft.
Von hier aus erkunden wir einen der Quellbäche, die ihr Wasser in die Aggertalsperre führen. Wie sauber ist das Quellwasser wirklich? Ganz ohne Chemielabor finden wir heraus, dass die kleinen Tierchen unter den Bachkieseln Auskunft geben können, ob das Bachwasser sauber ist und in unsere Trinkwassertalsperre fließen darf.
Eine kleine Camp-Baustelle gibt es auch diesmal: Rund um den im Herbstcamp 2021 errichteten Lehmbackofen wird ein Staketenzaun aus Kastanienholzstecken aufgestellt, zum Schutz vor unachtsamen Feriengästen.
Pizzabacken im Lehmbackofen, Bogenschießen und Lagerfeuer mit Expertenbesuch gehören zum Abendprogramm dazu. Ein Schornsteinfegemeister und ein Energieberater erzählen von ihren Berufen und was sie mit Erneuerbaren Energien zu tun haben. Mit Drohne und Messgeräten veranschaulichen sie ihre tägliche Arbeit im Dienst des Energieeinsparens.
Ausgerüstet mit Hacken und Pflanzspaten wandert die Gruppe zum höchsten Punkt des Oberbergischen Kreises, um einen ganzen Tag lang junge Bäumchen in den steinigen Waldboden zu pflanzen. Alle Fichtenbestände unserer Region fallen nämlich der Trockenheit und dem Borkenkäfer zum Opfer und die großen Schadflächen abgeholzter Wälder geben ein trauriges Bild ab. Dem setzen die Jugendlichen mit jungen Buchen, Vogelkirschen und Lärchen etwas entgegen und setzen auf „Pflanzen For Future“. Denn nicht nur für die CO2-Bilanz muss Ersatz für die Fichten her, sondern auch zum Schutz des Grundwassers und gegen drohende Bodenerosion. Am Ende des Tages sind fast 300 neue Bäume gepflanzt und mit pinkfarbenem Papier markiert worden.
Ein Tag – zwei Exkursionen: vormittags zur Sperrmauer der Aggertalsperre. Hier warten der Wasserversorger „Der Aggerverband“ und der Stromanbieter „AggerEnergie“ mit einer Beruferallye auf uns. Wer sich mit der Hilfe der Mitarbeiter*innen über ihre Arbeit an Sperrmauer, Wasserkraftwerk und Leitungssystem aufklären lässt, über die Ausbildungsberufe Wasserbauer/bäuerin, Forstwirt*in und Anlagenmechaniker*in Infos sammelt und berufsnahe Geschicklichkeitsaufgaben löst, wird am Ende mit „energiegeladenen“ Preisen belohnt.
Nachmittags erwartet man uns bei „Wir sind heller“. Seltsamer Firmenname, der durchaus zweifach zu verstehen ist, da es hier um intelligente Beleuchtungstechnik geht, die auf sparsamen Energieverbrauch setzt. Interessant ist auch zu sehen, wie sehr der Firma daran gelegen ist, dass sich die Mitarbeitenden hier auch wohl fühlen. Praktikant*innen sind willkommen.
Am letzten Tag öffnen sich in der „Wiehler Wasserwelt“ die „Zutritt verboten“-Türen. Man denkt, hier ist doch nur ein Schwimmbad und eine Eissporthalle, aber auf der anderen Seite finden wir spannende Technik, Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen und Wärmerückkopplung.
Keine schlechte Umgebung für eine Ausbildung im Heizungs-, Lüftungs- und Sanitärbereich, sind sich am Ende alle einig. Wenn man nicht doch lieber was mit Beleuchtung machen will. Oder beim Wasserversorger arbeiten möchte. Oder beim Energieversorger? Wald pflanzen als Fortwirt*in oder Förster*in hat auch großen Spaß gemacht… Die Entscheidung für eine Ausbildung fällt jetzt gar nicht so leicht, nachdem sich so viele unterschiedliche Berufswelten aufgetan haben.
Gut, dass man sich am Ende des Camps beim Bogenschießen auf andere Ziele konzentrieren muss, bevor das große Abschiednehmen losgeht.
Wir danken allen Praxispartner*innen für ihr Engagement und die tolle Unterstützung!
Die Ideen aus dem Camp
Unternehmen, Organisationen oder Kommunen stellen bei mach Grün! reale Nachhaltigkeits-Fragestellungen aus ihrer Praxis. Jugendliche aus den Camps entwickeln zu einer solchen Praxis-Challenge ihre eigenen Ideen und setzen diese um.