„Balken, Bretter, Bruchsteine und wir – Green Building For Future“
Herbstworkcamp von VSB und ZebiO in Lindlar/NRW 2019
Da lag er, der Haufen alter Paletten, gebrauchter Bretter und Balkenabschnitte, gesammelt bei Lindlarer Handwerksbetrieben. Daneben eine Wagenladung schwerer Bruchsteine aus dem nahen Steinbruch, hingekippt auf die Wiese des Gartenprojekts „Essbares Lindlar“. Für eine Workcampwoche lang war der Garten „unsere Baustelle“. Und er konnte wahrhaftig ein paar „Bauwerke“ und „Hingucker“ gebrauchen.
Eine Umrandung für den außer Kontrolle geratenen Komposthaufen zum Beispiel. Kein Problem für kreative Anpacker: den Untergrund ebnen, vier Paletten zurechtsägen, zusammenschrauben und fürs gute Aussehen mit geschnitzten Zaunlatten verstärken. Wie man mit Stich- und Motorsäge, mit Schwingschleifer und Akku-Schrauber umgeht – das zeigten echte Handwerker, wie der Schreinermeister Flemming.
Wir brachten zustande: einen Stehtisch als Maßanfertigung für einen jungen Körperbehinderten, der uns zum Dank seine eigenen Gedichte vortrug, sowie eine schön verzierte Gartenbank aus allen möglichen Holzresten. Altes Bauholz ist nämlich viel zu schade zum Wegwerfen oder zum Verbrennen. Überhaupt: Holz! Einen ökologisch sinnvolleren Baustoff gibt’s kaum – das haben alle verstanden. Dass wir mit den Bruchsteinen ein ziemlich großes Hügelbeet befestigt haben, war für die „Essbares Lindlar“-Leute eine große Erleichterung. Um viele schwere Steine zu bewegen, braucht man viele Hände.
Apropos Hände! Die wurden schnell dreckig, konnte man sich aber zwischendurch waschen – ganz ohne Wasseranschluss. Dafür sorgte unser selbstgebautes „Tippy Tap“, das nun im Garten zu bewundern ist.
Wer Lust auf mehr Handwerk und die „grüne Seite“ der Berufe bekommen hatte, konnte beim „Lagerfeuergespräch“ Fachleute interviewen. Die Tischlermeisterin Weiche liebt ihr Handwerk vor allem deshalb, weil man aus Holz so ziemlich alles herstellen kann, was man zum Wohnen braucht.
Der Produktentwickler von „Schwalbe“-Fahrradreifen hat dagegen mit Gummi zu tun, woraus man verschiedene Reifen und Schläuche je nach Verwendungszweck herstellt, und zwar neuerdings aus 100 Prozent recycelten Altreifen. „Interessant“, fand Elias, und fragte nach einem Praktikum.
Eine Exkursion führte zum Massivblockhaus-Hersteller Fullwood. So ein Holz-Fertighaus zu planen, zu zeichnen und dann zu sägen und zusammenzubauen, zum Teil mit programmierbaren Robotern…. Hier tun sich interessante Berufswelten auf, nicht nur für Muskelprotze.
Auf :metabolon bei Lindlar, einem Müllberg, erforschen Nachwuchswissenschaftler der TH Köln, wie man giftiges Deponiewasser wieder trinkbar macht und wie aus Bioabfällen Energie in Form von Biogas gewonnen wird. Es hat Spaß gemacht, die lange, steile „Treppe der sprechenden Mülltonnen“ bis zum Gipfel hinaufsteigen und sich unterwegs was über Elektroschrott und Müllvermeidung anzuhören.
Zum Aufwärmen und Wechseln nasser Socken und Schuhe kehrten wir immer gern in unser Basislager im Freilichtmuseum Lindlar zurück. Es bot genug Platz für Spiele, Bogenschießen und einen Medienworkshop mit zwei Azubis der Videoagentur Scarlito. Diesem ist es zu verdanken, dass wir Videos gedreht und Interviews aufgenommen haben.
Im Freilichtmuseum kam man sich vor wie vor 100 Jahren. Die vielen alten Bauernhäuser mit Tieren und seltsamen Geräten erkundeten wir auf einer Museumsrallye. Wer im Workshop „Natürlich Leder“ dann noch lernte, eine Geldbörse und ein geflochtenes Armband aus Leder herzustellen, hatte gleich ein Andenken aus der Workcampwoche für zu Hause. Es grüßen die „Camper“ aus der Museumsherberge des LVR-Freilichtmuseums in Lindlar.
Die Ideen aus dem Camp
Unternehmen, Organisationen oder Kommunen stellen bei mach Grün! reale Nachhaltigkeits-Fragestellungen aus ihrer Praxis. Jugendliche aus den Camps entwickeln zu einer solchen Praxis-Challenge ihre eigenen Ideen und setzen diese um.
Die einzelnen Ergebnisse der Teilnehmenden des Camps gibt es hier: