Wandern und unterwegs sägen, schrauben, anstreichen und bauen oder im Wald arbeiten. Wo es etwas Nützliches zu tun gab, hielten die Jugendlichen als „Worktrotters“ an und krempelten die Ärmel hoch. So machten sie es wie die Handwerksburschen und -mädchen „auf der Walz“ und suchten sich Arbeit.
Work & Travel zwischen Bröl und Sieg, denn auf den Wegen von Waldbröl nach Windeck erwanderten sich Jugendliche traditionelle Handwerksberufe und nachhaltig arbeitende Betriebe.
Die erste Arbeitsstelle war der „Netz-Werk-Garten Waldbröl“. Dass sich die Waldbröler*innen hier, mitten in der Stadt, zwischen üppig bepflanzten Hochbeeten, Lehmbackofen und Hexenhäuschen-Geräteschuppen auf Palettenbänken ausruhen können, haben sie den Teilnehmenden der vergangenen mach Grün!-Workcamps zu verdanken.
Inzwischen benötigte das Hexenhäuschen einen neuen Anstrich, die Info-Tafel ebenfalls und etliche der verzierten Zaunbretter waren etwas marode geworden. Für die Teilnehmenden des Walzing-Workcamps hieß das: Ran ans Handwerk, Werkzeuge in die Hand nehmen und auf die Leiter steigen. Abschmirgeln, neue Farben und Lasuren auftragen, Bretter abschleifen, mit der Stichsäge verzieren und wieder anschrauben. Auch etwas Neues musste her, denn die Netzwerk-Gärtner*innen hatten den Wunsch nach einer Händewaschanlage à la Tippy Tap bekundet.
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Die Infotafel erhält einen neuen Anstrich © VSB gGmbH
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Die Jugendlichen erneuern die Zaunbretter © VSB gGmbH
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Gruppe mit fertigem Tippy Tap © VSB gGmbH
Nach der Arbeit weite Wege zum Schlaflager gehen – so war es in früheren Zeiten für Handwerker*innen und Arbeitnehmende normal. Daher wanderten die Jugendlichen also auch und lernten sich dabei auf den einstündigen Fußmärschen zwischen Netzwerkgarten und der Jugendherberge „Panarbora“ besser kennen.
Auf Panarbora gibt es ein „Südamerika-Dorf“ mit Betten in einfachen Holzhütten und einer Palaver-Hütte mit Lagerfeuerstelle. Abends wurden die Campteilnehmden von zwei jungen Försterinnen besucht, die ihnen davon erzählten, wie wichtig und gefragt ihr Berufsstand derzeit ist, um die Klimafolgeschäden in den Wäldern abzuwenden. Fazit: Für alle die gerne draußen unterwegs sind, Waldarbeit cool finden und beruflich etwas gegen den Klimawandel tun wollen, könnte eine Ausbildung oder ein Studium in der Forstwirtschaft attraktiv sein. Was die Goldschmiedemeisterin am Lagerfeuer von ihrer Ausbildung, ihren „Wanderjahren“ in Deutschland und Europa und von ihrem eigenen Betrieb erzählt, war mindestens genauso interessant. Es bestätigte den alten Spruch: „Handwerk hat goldenen Boden“.
Für den weiteren Weg erkundeten die Jugendlichen ausgiebigst den Panarbora-Aussichtsturm und den Baumwipfelpfad – alles Holzkonstruktionen in bester Handwerksqualität. Von oben überblickten sie den Waldbestand in der Region und vor allem den Waldteil, den sie durchqueren wollten, um zur nächsten Baustelle in Windeck zu gelangen.
Über 16 km legten die „Wandergesellen“ zum nächstem Schlaflager, der Waldjugendherberge Rosbach/Sieg zurück. Picknicken und Bogenschießen an der Burgruine Windeck sorgten zwischendrin für Abwechslung, genau wie der Besuch der Firma Yellotools. Dieser internationale Hersteller von Sonderwerkzeugen für Werbetechnik gab ihnen Einblicke in sein Unternehmensalltag und seine Ausbildungsplätze im Handwerk sowie in der Technik und Logistik.
Beim „Wandertag“ im Staatsforst Nutscheid wurde den Jugendlichen deutlich: der Wald stirbt! Höchste Zeit, dass hier neue klimaresistente Bäume gepflanzt werden. Um genau das zu unterstützen, waren die Jugendlichen nach Windeck gewandert, wo sich die KulturInitiative Windeck (KIWi) um ein Stück „KultURwald“ kümmert.
Der Arbeitsauftrag lautete: Bau eines Wildschutzzaunes rund um einen Kahlschlag. Denn oft kommen Rehe, die die zarten Bäumchen nach der Pflanzung abfressen, wenn es ein Schutz um die jungen Bäume fehlt.
Auch zum abgelegenen KultURwald wanderten die Campteilnehmenden, indem sie den abenteuerlichen Fernwanderweg „Siegsteig“ wählten, der an der Waldjugendherberge Rosbach vorbeiführt. Vor Ort lagen für die Jugendlichen schon Bretter und Dachlatten, alles Abfälle vom Bauhof und vom Sägewerk, bereit. Bei hochsommerlichen Temperaturen machten sie sich mit Maßband, Säge und Akku-Schrauber an die Arbeit und bauten Holzgatter, die dann aufgestellt und miteinander befestigt wurden. Das schwierige abschüssige Gelände voller Farnkraut und Brombeerranken vermittelte ihnen das Gefühl, sich durch einen Dschungel zu wühlen, so warm war es bei der Arbeit. Das Team der KIWi freute sich sehr über die Hilfe der Jugendlichen und spendierte ihnen als Dank riesige Familienpizzen zum Mittagspicknick. Rund um den Bau des Wildschutzzauns ist auch ein Video entstanden, das hier zu sehen ist.
Das ganze Waldstück zu umzäunen ist in zwei Camptagen nicht machbar. So versprachen die Jugendlichen beim Abschied, zum Nachtreffen der Campgruppe wieder nach Windeck zu kommen, um den Wildschutzzaun rechtzeitig vor der Pflanzung zu schließen.
Wir danken allen Praxispartner*innen für ihr Engagement und die tolle Unterstützung!
Die Ideen aus dem Camp
Unternehmen, Organisationen oder Kommunen stellen bei mach Grün! reale Nachhaltigkeits-Fragestellungen aus ihrer Praxis. Jugendliche aus den Camps entwickeln zu einer solchen Praxis-Challenge ihre eigenen Ideen und setzen diese um.