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Textilien, ob als Jeans, T-Shirt, Jutebeutel oder Tischdecke, sind in jedem Haushalt zu finden. So richtig intensiv setzen wir uns jedoch nicht mit diesen so wichtigen Dingen auseinander wie: Für die Produktion einer herkömmlichen Jeans werden mehr als 8.000 Liter Wasser benötigt. Hierzulande werden im Jahr durchschnittlich 26 Kilogramm Textilien gekauft, davon sind 12 bis 15 Kilogramm Bekleidung. Zum Vergleich: Weltweit liegt der jährliche Durchschnitt bei 8 Kilogramm.

Meist ist uns auch völlig unbekannt, wie das Traditionshandwerk in Deutschland verankert ist, welche neuen Berufe sich hier ergeben haben und wie die Zukunft im Bekleidungshandwerk aussehen wird. Im mach Grün Sommercamp „Don’t panic, it’s organic“ lernten die Teilnehmenden vieles rund um die Themen Nachhaltigkeit, Textilproduktion, nachhaltiges Wirtschaften und Berufe in der Textilbranche. Die Hauptschwerpunkte dieses Camps lagen auf persönlicher Entwicklung, Nachhaltigkeit, Bewusstsein für das eigene Handeln sowie Berufsorientierung und Einblicke in die unternehmerische Praxis.

Die Teamerinnen Hanna und Miriam sammelten zu Beginn Erwartungen und Wünsche für das Camp. Nach einer kurzen Warmup-Runde im Freien ging es auch schon in die erste Fokus-Session: „Was bedeutet für dich Nachhaltigkeit?“ war die Fragestellung, zu der sich die Teilnehmenden in Kleingruppen austauschen konnten. Am Ende präsentierten die Jugendlichen viele unterschiedliche Ergebnisse und Antworten wie beispielsweise Klimaneutralität, bewusster konsumieren, erneuerbare Energien, Second-Hand kaufen, kompetente Politiker*innen, recyclen/upcyclen, Klimaschutz und langfristige Entscheidungen treffen. Im Anschluss gab die Teamerin Miriam einen Input zum Thema Nachhaltigkeit (Suffizienz, Effizienz, Konsistenz). In einer weiteren Session lernten die Teilnehmende des Camps Unterschiede zwischen Slow und Fast Fashion zu erarbeiten.

Am nächsten Tag ging es weiter mit einer Präsentation von Teamerin Hanna zur industriellen Textilproduktion in Indien – hier verbrachte sie mehrere Monate. Sie gab vor allem wichtige Einblicke in die dortigen Produktionsbedingungen und ökosozialen Herausforderungen. Die Jugendlichen diskutierten anschließend über die Produktions- und Arbeitsbedingungen.

In drei Online-Interviews erhielten die Jugendlichen Einblicke direkt aus der Praxis von Unternehmerinnen. So konnten sie Lisa Jaspers, Gründerin von Folkdays, und Inga Lahl, selbstständige Schnittmusterdesignerin, viele Fragen rund um ihren Arbeitsalltag und zum Thema Gründen stellen. In einem weiteren Online-Interview mit Schuhmacherin Mara Klötzing (Schuhmacherei Simme) konnten die Jugendlichen Fragen zu diesem spannenden Handwerk stellen. Mara Klötzing betonte die Wichtigkeit einer Ausbildung für die persönliche und berufliche Entwicklung.

Eines der Highlights beim Camp war sicher der Unternehmensbesuch beim Stuttgarter Fair Fashion Unternehmen Kipepeo Clothing. Geschäftsführer Martin Kluck empfing die Jugendlichen und gab einen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Unternehmens sowie zur Herstellung der Kipepeo-Produkte. Vom Anbau der Bio-Baumwolle bis zum fertigen Kleidungsstück findet alles auf lokaler Ebene in Tansania und Kenia statt. So entsteht ein ganzheitlicher Kreislauf, der auf den grundlegenden Prinzipien von Fairness, Transparenz und Nachhaltigkeit basiert und durch einen wirtschaftlichen Ansatz die Unterstützung von sozialen Projekten in Ostafrika garantiert. Inspiriert von diesen Eindrücken erhielten die Teilnehmenden folgende Praxisaufgabe: „Wie sieht dein utopisch gutes Bekleidungsunternehmen aus?“ Dabei standen folgende Fragestellungen im Mittelpunkt:

  • Wie löst ihr ökologische und soziale Missstände?
  • Wie ist euer Unternehmen organisiert?
  • Was macht ihr? Was bietet ihr an?
  • Falls ihr produziert: Wie und wo produziert ihr?
  • Wie geht ihr mit euren Mitarbeiter*innen um?

Die Jugendlichen haben verschiedenste Lösungsansätze (z.B. allgemeinwohlorientiert handeln, Upcycling, faire Bezahlung, Produzieren auf Bestellung, Plastik reduzieren), erarbeitet, welche sich in zwei größere Bereiche einteilen lassen:

  • Lebensweltlich (sinnorientiert): Gesellschaft, Organisation, Individuum
  • Marktbezogen (gewinnorientiert): Große Transformation, grundlegende Veränderung

Die Teilnehmenden waren sehr interessiert am Thema „Nachhaltiges Wirtschaften“, so dass kurzerhand noch eine weitere, tiefergehende Session zu diesem Thema eingebaut wurde (Gemeinwohlorientierung, Sozialunternehmen, Verantwortung vs. Kapitalismus, Neoliberalismus, Ausbeutung).

Natürlich kam zwischendrin auch der Spaß nicht zu kurz. Es zeigte sich jedoch auch ein riesiges politisches Interesse der Teilnehmenden, so dass an einem Camp-Abend beides miteinander verbunden wurde und die Teamerinnen ein politisches Kino angeboten haben. Auf Anregung der Teilnehmenden wurde statt eines Films die Rezo Videos (Youtuber) zur Bundestagswahl angeschaut. Im Anschluss daran fand ein Austausch darüber statt, wie sie sich ohne formales Wahlrecht für ihr politischen Belange einsetzen können.

Gegen Ende des Camps lag der Fokus noch einmal auf den Schwerpunkten (Arbeits-)Leben, Beruf, Berufung und Lebensgestaltung. Camp-Teilnehmende und Teamerinnen machten einen Reflexionsspaziergang mit Leitfragen zu den Themen und die Jugendlichen reflektierten einzeln und in Gruppengesprächen anhand von Zitaten zum Thema Arbeit und Arbeitsleben.

Das Camp wurde am Schluss ausgewertet und die Inhalte und Methoden reflektiert. Das mach Grün Camp „Don’t panic, it’s organic“ hat den Jugendlichen viele Eindrücke und Einblicke ermöglicht. Das musste erst einmal sacken und verarbeitet werden. Beim Nachtreffen (online), welches vier Wochen später stattfand, berichteten die Jugendlichen von ihren Aktivitäten und was sich seitdem bei ihnen verändert hat:

  • Johanna hatte einen fokussierteren Blick auf die Bundestags-Wahl und hat vorher Flyer zur Klimademo in verschiedenen Geschäften verteilt (WWF & Faktencheck zur Wahl).
  • Fabiola ist in der Schülervertretung und will demnächst die Cafeteria ansprechen, weil es dort bisher wenige vegane/vegetarische Essensangebote gibt.
  • Annelie möchte sich erkundigen, ob die Schulkleidung nachhaltiger hergestellt werden kann. Sie kann laut ihrer Einschätzung nach dem Camp besser und fundierter über Nachhaltigkeit sprechen.
  • Mila hat sich nach dem Camp benötigte Sportschuhe in Second-Hand gekauft und sich somit bewusst gegen den Kauf von neuen Schuhe entschieden.

Wir danken allen Praxispartner*innen und Dozent*innen für ihr Engagement und die tolle Unterstützung!

Gruppenbild © BNW

Gruppenbild © BNW

Die Ideen aus dem Camp

Unternehmen, Organisationen oder Kommunen stellen bei mach Grün! reale Nachhaltigkeits-Fragestellungen aus ihrer Praxis. Jugendliche aus den Camps entwickeln zu einer solchen Praxis-Challenge ihre eigenen Ideen und setzen diese um.

Die einzelnen Ergebnisse der Teilnehmenden des Camps gibt es hier:

  • Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
  • Europäischer Sozialfonds für Deutschland
  • Europäische Union
  • Zusammen. Zukunft. Gestalten.
  • BBNE
mach Grün wird umgesetzt von:
  • LIFE e.V.
  • BNW Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V.
  • GTC
  • IZT
  • VSB GmbH