Termin Details


Wandern und unterwegs sägen, schrauben, anstreichen und bauen. Wo es etwas Nützliches zu tun gibt, halten die „Worktrotters“ an und krempeln die Ärmel hoch. Denn sie machen es wie die Handwerksburschen und -mädchen „auf der Walz“ und suchen sich Arbeit – wie bei Work & Travel. Zwischen Bröl und Sieg, auf dem Weg von Waldbröl nach Windeck, erwandern sich die mach-Grün!-Jugendlichen eine Woche lang traditionelle Handwerksberufe und nachhaltig arbeitende Betriebe.

Treffpunkt ist der „Netzwerkgarten Waldbröl“. Dass sich die Waldbröler Bürger mitten in der Stadt zwischen üppig bepflanzten Hochbeeten, Lehmbackofen und Hexenhäuschen-Geräteschuppen auf Palettenbänken ausruhen können, haben sie den früheren mach Grün!-Workcamps zu verdanken. Die „walzenden“ mach-Grün!-Camper des letzten Sommers haben marode Zaunbretter erneuert, Hexenhäuschen und Info-Ständer abgeschmirgelt und frisch gestrichen sowie eine Händewaschanlage für die Hobbygärtner*innen gebaut.

Nach eingehender Besichtigung geht’s zum Naturerlebnispark Panarbora, unserer ersten Arbeitsstelle. Zur Arbeit und zum Schlaflager weite Wege zu gehen – so war es in früheren Zeiten für Handwerker normal. Wandern wir also auch und lernen uns dabei auf dem einstündigen Fußmarsch durch Wohngebiete, Wald und Wiesen bis zur Jugendherberge Panarbora besser kennen.

Für den Sinnesrundweg auf dem Gelände der Jugendherberge/Naturerlebnisparks hat sich Panarbora-Erlebnispädagoge Patrick Mielke ein großes Bienenhotel gewünscht, sowie „Baumkarussells“ und Fühlkästen. Nach dem Input und Quiz zum Thema Wildbienen- und Insektensterben durch die Bergische Agentur für Kulturlandschaft heißt es für uns: Ran ans Handwerk! Arbeitshandschuhe anziehen und Werkzeuge und Maschinen in die Hand nehmen!

Rohe Bretter aus abgestorbenen Fichten des Geländes liegen bereit, müssen herbeigeschleppt, besäumt, gesägt und geschliffen werden. Dass 14- bis 17-jährige Jungen und Mädchen den Umgang mit Maschinen so ungezwungen lernen können und eindrucksvolle Gegenstände aus Holz zuwege bringen, steigert die Motivation enorm.

„What’s next?“ ist die Devise. Zum Glück gibt’s noch genug weitere Holzarbeit für die Arbeitswütigen zu erledigen. Nicht nur Feuerholz schneiden für die beiden Lagerfeuerabende ist angesagt. Die Hängebauchschweine des kleinen „Streichelzoos“ können sich am Ende des zweiten Camptages über ihr Futter in zwei neuen, stabilen Holztrögen hermachen. Was für ein Spaß!

Auf Panarbora gibt es ein „Südamerika-Dorf“ mit Bettenlagern in einfachen Holzhütten und einer Palaver-Hütte mit Lagerfeuerstelle. Abends besucht uns dort bei Stockbrot und Grillwürstchen die „Königin der Landstraße“, eine Handwerkerin, die drei Jahre ihres Lebens „auf der Walz“ war und als Kirchenmalerin in Deutschland und Europa Arbeitserfahrungen gesammelt hat. Es waren Jahre der Freiheit, aber bestimmt von uralten Bräuchen, von Bedürfnislosigkeit und Zusammenhalt untereinander. Was Theresa Amrehn in dieser Zeit erlebt und in ihrem Buch niedergeschrieben hat, lässt uns alle staunen. Auch dafür ist eine Ausbildung im Handwerk gut: Abenteuer zu erleben und außergewöhnliche Menschen kennenzulernen. Sie trägt ihre „Kluft“ aus weißer Malerhose „mit Schlag“, roter Weste und roter Jacke, auf dem Kopf einen Hut, ihre Habseligkeiten im Bündel über der Schulter und in der Hand den schön gezwirbelten Wanderstab aus Holz. Natürlich hat sie links den obligatorischen Ohrring und lässt es sich nicht nehmen, an einem zappeligen Zuhörer spaßeshalber das „Festnageln“ zu demonstrieren.

Zum Sunsetview, krönender Abschluss eines wunderbar warmen Sommertages, geht’s auf den Panarbora-Baumwipfelpfad und den Aussichtsturm – alles Holzkonstruktionen in bester Handwerksqualität. Von oben sieht man viel Wald, vor allem den, den wir durchqueren wollen, um am nächsten Tag zu unserer neuen Baustelle im Windecker Ländchen zu gelangen.

Der „Wandertag“ im Staatsforst Nutscheid bringt’s ans Licht: Der Wald stirbt! Höchste Zeit, dass hier neue klimaresistente Bäume gepflanzt werden. Genau davon erzählt uns der Revierförster Porten, den wir unterwegs mit seinem Jagdhund antreffen. Aber auch davon, wie wichtig und gefragt sein Berufsstand derzeit ist, um die Klimafolgeschäden in unseren Wäldern abzuwenden. Wer gerne draußen unterwegs ist, Waldarbeit cool findet und beruflich etwas gegen den Klimawandel tun will, sollte über eine Ausbildung oder ein Studium in der Forstwirtschaft nachdenken.

Fast 20 Kilometer müssen wir „Wandergesell*innen“ zu Fuß zurücklegen, um unser nächstes Schlaflager, die Waldjugendherberge Rosbach/Sieg zu erreichen. Picknicken auf der Burgruine Windeck sorgt für Abwechslung, genau wie der Besuch der Firma Metternich Haustechnik in Rosbach. Dass sich hinter Haustechnik hochmoderne Wärmepumpen und Photovoltaik verbirgt und dass man sich hier kaum vor Aufträgen retten kann (wer will denn noch eine Gasheizung?), aber gar keine Azubis findet, lässt manche, die auf der Praktikumssuche sind, aufhorchen. Hier bildet man zum/zur Heizungsinstallateur*in aus und lockt mit guter Bezahlung, auch im Handwerk, und blendenden Zukunftsaussichten.

Unsere neue Baustelle ist dagegen „von gestern“: das Museumsdorf Altwindeck. Die Arbeitsaufträge lauten: Bau eines neuen Holzzaunes und Auffrischen der antiken Haustüren. Als Ungelernte mit hoher Motivation sind die Jugendlichen natürlich gut „fürs Grobe“ und lassen ihre überschüssige Energie beim Niederbrechen des alten Zauns raus.

Anschließend wird es für die Mädchen und Jungen richtig anstrengend, bei hochsommerlichen Temperaturen die Zaunpfosten zu setzen und daran Querlatten und Zaunbretter mit Maßband und Akku-Schrauber zu befestigen.

Eine zweite Gruppe kümmert sich derweil um die antiken Haustüren. Türblätter und -rahmen sind von der Sonne ausgeblichen und aufgeraut. Malermeister Hensel und Azubi Laura von der Firma Bondke weihen die Jugendlichen ins Maler- und Lackiererhandwerk ein. In Arbeitskleidung und mit Mundschutz machen sich die Zweierteams daran, alles abzukleben und mit der Stahlbürste den Schutz und die alten Farbreste abzuschrubben. Später lernen sie, wie man die ökologisch ausgewiesene Holzlasur aufträgt. Das rettet die alten Haustüren vor dem Verrotten und sieht am Ende schön aus.

Wer nicht schraubt oder pinselt, der kümmert sich ums Mittagessen, grillt Würstchen und stellt Krautsalat und Brötchen parat. Wenn man im Museum arbeitet, darf man auch im Museum essen. Am langen Esstisch des mit alten Haushaltsgegenständen eingerichteten Bauernhauses finden locker 20 Personen Platz und wir kommen uns vor wie eine große Hofgemeinschaft vergangener Zeiten, nur dass wir jetzt die Knechte und Mägde auf den Sitzbänken sind.

Vergangene Zeiten – daran erinnert auch die Arbeit der Hufschmiedin, die zum Freilichtmuseum gekommen ist, um hier ein Pferd neu zu beschlagen. Den Beruf gibt es ja noch, denn fast alle Freizeitpferde und die Tiere auf den Pferderennbahnen brauchen in regelmäßigen Abständen Hufpflege und neue Hufeisen, aber als eingetragener Handwerksberuf wird er nicht mehr geführt. Dass die körperlich schwere Arbeit auch von einer jungen Frau gestemmt werden kann, die davon erzählt, dass sich ihre Arbeit als selbständige Hufschmiedin gut mit ihrer Familienarbeit vereinbaren lässt, sieht und hört man nicht alle Tage.

Nach so vielen handwerklichen Perspektiven, die jetzt durch die Köpfe schwirren, tut es gut, nebenan bei Luxpaw e.V. die Pfeile durch die Luft zischen zu lassen, auf 3-D-Ziele zu schießen und damit die fünftägige Campwoche ausklingen zu lassen.

Wir danken allen Praxispartner*innen für ihr Engagement und die tolle Unterstützung!

Die Ideen aus dem Camp

Unternehmen, Organisationen oder Kommunen stellen bei mach Grün! reale Nachhaltigkeits-Fragestellungen aus ihrer Praxis. Jugendliche aus den Camps entwickeln zu einer solchen Praxis-Challenge ihre eigenen Ideen und setzen diese um.

Die einzelnen Ergebnisse der Teilnehmenden des Camps gibt es hier:

mach Grün! geht auf die Walz

Baustelle Museumsdorf

Bienenhotel, Fühlkästen und Baumkarrusells

  • Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
  • Europäischer Sozialfonds für Deutschland
  • Europäische Union
  • Zusammen. Zukunft. Gestalten.
  • BBNE
mach Grün wird umgesetzt von:
  • LIFE e.V.
  • BNW Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V.
  • GTC
  • IZT
  • VSB GmbH