Ein utopisch gutes Bekleidungsunternehmen – Interviews mit Profis
Die Jugendlichen entwerfen ihr eigenes Bekleidungsunternehmen. Dafür führen sie Interviews mit (Sozial-)Unternehmerinnen, die Einblicke in ihren Berufsalltag geben.
Interviews mit Profis führen – Was ist wichtig bei der Gründung eines Sozialunternehmens?
Zu Beginn der Challenge bekamen die Camp-Teilnehmer*innen einen Einblick in die Themen der Unternehmensverantwortung und des nachhaltigen Wirtschaftens. In Kleingruppen beschäftigten sie sich damit, wie eine nachhaltige Arbeitswelt eigentlich aussieht und welche Bestandteile sie umfasst. Ganz zentral für die Jugendlichen war auch die Frage, worauf sie konkret achten müssen bei der Arbeitgeber*innen-Wahl und woran man eine nachhaltig arbeitende Firma erkennen kann.
Mit diesen grundlegenden Informationen ausgerüstet, tauchten die Teilnehmer*innen in der nächsten Session in die Welt der Textilindustrie ein. Teamerin Hanna berichtete eindrücklich von ihren eigenen Erfahrungen in der Textilproduktion Südostasiens und in einem kleinen Workshop erarbeiteten sich die Teilnehmer*innen die Unterschiede zwischen Fast und Slow Fashion. Im Besonderen lag der Fokus hier auf der Produktion: Wie unterscheidet sich die Textile Kette bei Slow Fashion? Sind die Fertigungsschritte bei beiden eigentlich gleich? Und was sind die ökosozialen Herausforderungen der Branche? Bei der Beantwortung dieser Fragen traten schon die ersten Herausforderungen zu Tage, mit denen Gründer*innen konfrontiert sind, wenn sie wirklich nachhaltig wirtschaften wollen.
Inspiriert vom Fair Fashion Workshop und ausgestattet mit dem Werkzeugen von Interviewer*innen führten die Teilnehmer*innen schließlich drei Online-Interviews mit echten Profis aus der der Textilindustrie. Lisa Jaspers, die Gründerin von Folkdays, berichtete, dass sie nicht nur Gründerin, sondern auch Aktivistin ist. Sie setzt sich dafür ein, dass deutsche Unternehmen für Menschenrechtsverletzungen in ihren eigenen Lieferketten verantwortlich gemacht werden können. Dafür hat sie eine eigene Petition gestartet und ist viel auf Panels und Veranstaltungen unterwegs um über nachhaltigen Konsum und Sozialunternehmertum zu berichten. Besonders interessiert waren die Jugendlichen auch an Lisas Weg vom Studium der Politikwissenschaft und Entwicklungsökonomie hin zur Geschäftsführerin eines Unternehmens das fair produzierte Kleidung, Wohntextilen und Schmuck vertreibt. Die selbstständige Schnittmusterdesignerin Inga Lahl gab den Interviewer*innen einen detaillierten Einblick in ihren Arbeitsalltag. Von besonderem Interesse waren hier die einzelnen Schritte, die Inga braucht um von einer Designidee hin zum passformoptimierten Schnitt zu kommen. Inga berichtete davon, dass ihre handwerkliche Arbeit zu einem großen Teil digital stattfindet und welche Kompetenzen sie dafür braucht. Auch die Schuhmachermeisterin und Modelltechniker Mara Klötzing, die in einer Schuhmacherei arbeitet, konnte aus dem Alltag in einem traditionsreichen Handwerk berichten. Mara betonte, wie wichtig sie eine Ausbildung für die persönliche und berufliche Entwicklung findet. Die Interviewer*innen waren besonders am Lebenslauf der Handwerkerin interessiert. Mara begann ihre Ausbildung nach einem freiwilligen ökologischen Jahr und absolvierte anschließend noch ein Studium in Schuhdesign. Den größten Teil ihrer praktischen Arbeit machen für Mara Reparaturen aus. So trägt sie ganz konkret dazu bei, dass Schuhe länger getragen werden können und im Sinne der Slow Fashion weniger Konsum entsteht.
Nach der Praxisaufgabe fand eine Reflexion über nachhaltige Unternehmen statt. Den Teilnehmer*innen fiel besonders auf, dass es in diesem Kontext unterschiedliche Strategien und Verständnisse von Nachhaltigkeit gab. Die Interviews hinterließen auch einen besonderen Eindruck bei den Teilnehmer*innen, weil daraus hervorging, dass alle Interviewpartnerinnen ein ganzheitliches Verständnis von Nachhaltigkeit verfolgten, das soziale, ökologische und ökonomische Aspekte vereinte.
Realisiert von den Teilnehmenden des Camps
Entstanden im
mach Grün! Jugendcamp
in Wernau vom –
im Katholischen Jugend- und Tagungshaus Wernau | umgesetzt von BNW e.V.
Junge Ideen für eine grüne Zukunft
Unternehmen, Organisationen oder Kommunen stellen bei mach Grün! reale Nachhaltigkeits-Fragestellungen aus ihrer Praxis. Jugendliche aus den Camps entwickeln zu einer solchen Praxis-Challenge ihre eigenen Ideen und setzen diese um.
Die Praxis-Challenge: Interviews mit Profis
Wie sieht ein utopisch gutes Bekleidungsunternehmen für euch aus?
Es gibt sehr viele Herausforderungen in der Textil- und Bekleidungsproduktion. Vieles läuft nicht so, wie wir es uns wünschen und wie wir uns „gute“ Unternehmen vorstellen. Gleichzeitig gibt es vielfältige inspirierende Ansätze, diese Herausforderungen (die ökologischen und sozialen Missstände) anzugehen.
Sozialunternehmen sind Unternehmen, die gesellschaftliche Herausforderungen angehen und probieren, diese unternehmerisch zu lösen. Sie richten dabei ihr wirtschaftliches Handeln an gemeinwohlorientierten (gut für mich, gut für andere, gut für die Natur) Kriterien aus. Nicht der maximale Profit ist entscheidend, sondern die gesellschaftliche Wirkung, die ihre Arbeit entfaltet. In ihrer Geschäftsmodellentwicklung orientieren sie sich an ökonomischen, sozialen und ökologischen Kriterien. Sie gilt es miteinander in Einklang zu bringen.
Die Aufgabe
Eine Vision entwickeln: Wie sieht ein utopisch gutes Bekleidungsunternehmen für euch aus?
- Wie löst ihr ökologische und soziale Missstände?
- Wie ist euer Unternehmen organisiert?
- Was macht ihr? Was bietet ihr an?
- Falls ihr produziert: Wie und wo produziert ihr?
- Wie geht ihr mit euren Mitarbeiter*innen um?
Folkdays
Folkdays ist ein Unternehmen für Contemporary Fair-Trade Design, das 2013 von Lisa Jaspers in Berlin gegründet wurde.
Kontakt
Webseite: https://folkdays.de/
Inga Lahl – Digital Patternmaking
In ihrem Berliner Studio bietet Inga Lahl digitale Schnittkonstruktion für kreative und nachhaltige Modeideen an.
Kontakt
Webseite: https://www.patternmaking-berlin.com/
Schuhmacherei Simme
Die Schuhmacherei Simme ist ein inhabergeführtes Ladengeschäft in Oldenburg. Das Angebot der Schuhmacherei erstreckt sich von einfachen Tipps zur Schuhpflege bis hin zur Komplett-Restaurierung von Schuhen und Lederwaren oder der Anfertigung von Maßschuhen nach Kundenwunsch.
Kontakt
Webseite: https://eins-a-schuhe.de/